Diese „Mondlandschaft“ verwandelte sich schnell zu einer 600 ha großen Fläche voller Wiesen, Wälder, Gärten und Ansammlungen atypischer Pflanzen- und Tierarten. Um den für die Pflanzenwelt ungeeigneten Erdboden brauchbar zu machen (in einer Tiefe zwischen 0,2 und 0,7 m bestand die Erdschicht aus Bleicherde, war sandig-lehmig, halbdurchlässig und hatte einen pH-Wert von 3-4), wurden ca. 3,5 Mio. m3 Erdmasse bewegt sowie 0,5 Mio. m3 Mutterboden und Torf angeliefert. Auf die Weise entstand einer der größten Stadtparks Europas. Der Entschluss zu seinem Bau fiel im Dezember 1950 bei einer Sitzung des Woiwodschaftlichen Nationalrates in Katowice. Ein Befürworter und Initiator dieses Projektes war General Jerzy Ziętek, der den Vorsitz des Park-Baukomitees übernahm. Die Bauarbeiten begannen im Juli 1951. Vom Ansatz her war es der Versuch eine durch die Industrie zerstörte Umwelt zu revitalisieren. Im Herzen des industriellen Ballungsraumes verwandelten sich Bergbauhalden in „grüne Inseln“. Der Park entstand in einem Dreieck zwischen den drei Städten Katowice, Chorzów und Siemianowice Śląskie. Seinerzeit war dieses einzigartige Natur- und Erholungsgebiet das größte seiner Art in ganz Polen und Europa und gehört noch heute zu den größten derartigen Unternehmungen. Es war auch der polen- und europaweit größte erfolgreich abgeschlossene Versuch eine durch die Industrie zerstörte Umwelt zu revitalisieren.
Seit dem Baubeginn war es ein enormes, gesellschaftliches Projekt. Tausende von Bürgern schlossen sich den Arbeiten an: von der Schuljugend bis hin zu Amtsmitarbeitern. Unternehmen gewährleisteten den Transport von Baumaterialien, die Bürger sammelten Spenden, es wurden Briefmarkenblocks mit einem Zuschlag für den Bau des Parks verkauft sowie viele weitere Aktionen organisiert, um Mittel für den Ausbau des Parks zu sammeln. Der Entwerfer des Parks Prof. Władysław Niemirski berücksichtigte die unterschiedlichen Vorgaben des künftigen Parks und verband die planerischen Anforderungen mit den topographischen Gegebenheiten. Im begrünten Parkteil entwickelte er u. a. zwei Zonen: ein ruhig gelegenes, dicht mit Bäumen und Sträuchern bewachsenes Areal zum passiven Erholen sowie ein Kultur- und Vergnügungsareal zum aktiven Erholen. Diese Bereiche wurden in sechs weitere Sektoren unterteilt. Im Jugendsektor entstand u. a. auf dem ehemaligen Gelände einer Ziegelei ein Vergnügungspark. Mit der Zeit präsentierte sich die Parkszenerie immer abwechslungsreicher: Es entstanden neun Fontänen, darunter auch die Hauptfontäne im Herzen des Parks.
Ganze 113 ha Fläche nahm der Festbereich mit seinem großen Tanzkreis sowie den zwei kleineren Kreisen samt Bühne ein. Täglich fanden hier Tanzabende und künstlerische Veranstaltungen statt. In den 1950er Jahren wurde der Park fortwährend um weitere Investitionen bereichert. Dazu gehörten u. a. das Stadion, der Zoo, der Vergnügungspark sowie das Planetarium. Ab 1957 verkehrte hier eine Parkeisenbahn. Zehn Jahre später ging die Seilbahn „Elka“ in Betrieb. Mit über 5 km Streckenlänge war sie die einzige Flachlandseilbahn Europas und beförderte ihre Fahrgäste u. a. zum Vergnügungspark und Zoo. Den Spaziergängern standen ein 70 km langes Wegenetz, 2.400 Sitzbänke sowie 850 Sessel und Liegen zur Verfügung. Im Jahr 1962 eröffnete hier das Tourismuszentrum der PTTK (Polnische Touristik- und Landeskundegesellschaft), die – Quellen zufolge – in Zusammenarbeit mit den meisten polnischen Tourismusbüros den touristischen Verkehr in Schlesien plante. Zur Verfügung standen sogar zwei Busse der Marke „San“. Im Folgejahr eröffnete das Pfadfinderzentrum: Die Jugendlichen konnten den sog. Bewegungspavillon sowie einen Camping- und Zeltplatz nutzen. Als eine der gelungensten Investitionen galt das Wassersportzentrum. Es befand sich an dem mit dem Regattakanal verbundenen Teich. Man konnte hier Kajaks und Tretboote ausleihen oder mit dem Motorboot fahren. An Sonn- und Feiertagen besuchten bis zu 150.000 Gäste den Park. Wer sich nach Ruhe und Stille sehnte, der besuchte gerne das berühmte Schwaneneck, den Petrych-Tempel, den Rosengarten oder das heute nicht mehr existierende Alpinarium. Sein Nachfolger ist der in einem anderen Teil des Parks gelegene Staudengarten. Indes tobten sich die Anderen im Vergnügungspark aus. Der Schlesische Park sollte vom Ansatz her ein Ort sein, an dem jeder etwas für sich finden würde.
Kalendarium
12.1950 – Entschluss zum Bau des Parks während der Sitzung des Woiwodschaftlichen Nationalrates in Katowice
07.1951 – Baubeginn
1954 – Baubeginn am Zoologischen Garten
12.1955 – Eröffnung des Planetariums
07.1956 – Fertigstellung des Stadion Śląski
1957 – Baubeginn am Vergnügungspark
1957 – Inbetriebnahme der Schmalspurbahn
07.1961 – Eröffnung des Zentrums für Technischen Fortschritt
15.12.1962 – Eröffnung des Tourismuszentrums der PTTK
1963 – erste Freilichtwerkstatt (letztmalig: 1983), infolgedessen entsteht die Galerie der Schlesischen Skulptur
1963 – Eröffnung des Pfadfinderzentrums
12.06.1966 – Eröffnung des Freibads „Fala“
07.09.1967 – Inbetriebnahme der Seilbahn „Elka“
24.06.1968 – feierliche Eröffnung des Rosengartens
1968 – Realisierung der Ausstellungshalle „Kapelusz“
05.1975 – Eröffnung des Oberschlesischen Ethnografischen Parks
2007 – Realisierung des Hochseilgartens „Palenisko“